Nicht mehr lange und das Gärtnern kann wieder beginnen. Im Februar müssen bereits erste Pflanzen vorgezogen werden, deshalb sollte man sich langsam um neues Saatgut kümmern. Die Auswahl an Samen und Sorten ist dabei riesig. Ein Trend der in den letzten jedoch Jahren zugenommen hat, ist dabei der Anteil an Hybrid-Saatgut. Dieses Saatgut wirbt mit höheren Erträgen oder besseren Resistenzen gegen diverse Krankheiten. Auch wenn es bereits einige Artikel im Internet zu diesem Thema gibt, möchte ich trotzdem einen Blogartikel dem Thema Hybrid-Saatgut widmen. Grund dafür ist die eigene Erfahrung mit einer Hybrid-Erdbeerpflanze im letzten Sommer, aber zu dieser gibt später mehr.

„ Hybrid-Saatgut, ein Faktencheck

Hybrid-Saatgut wird durch einfache Pflanzenzüchtung hergestellt. Dabei werden zwei Inzuchtlinien (Elterngeneration) gezüchtet, die immer wieder nur mit sich selbst gekreuzt werden, wodurch bestimmte Eigenschaften genetisch fixiert werden. Werden zwei Inzuchtlinien gekreuzt, so verstärken sich gewünschte Eigenschaften z.B. die Größe der Früchte oder natürlich vorhandene Resistenzen. Diese verbesserten Eigenschaften treten in der 1. Generation (F1-Generation) auf.

Diese Generation zeigt nun am Beispiel von Mais größere Kolben und somit höhere Erträge. Gewinnt man von diesen Pflanzen wieder Saatgut und bringt es im nächsten Jahr wieder aus, so verschwinden aber die guten Eigenschaften, in diesem Fall tragen die neuen Pflanzen nur noch kleine Kolben. Dies macht klar: Eigenes Saatgut gewinnen ist bei Hybrid-Pflanzen nicht empfehlenswert. Die Eigenschaften der daraus gezogenen Pflanzen sind nichtvorhersehbar – die Pflanzen sind also nicht samenfest. Hybrid-Saatgut muss somit jedes Jahr neu eingekauft werden.

Die höheren Erträge von Hybrid-Pflanzen kommen aber nicht ohne einen Preis. Die Elterngenerationen hat durch die ständige Inzucht viel an genetischer Vielfalt verloren. Dadurch verlieren solche Pflanzen Widerstandsfähigkeit gegen Dürre- oder Temperaturstress aber oft auch gegen Krankheiten und Schädlinge. Vor allem regionale Sorten, welche an spezielle Mikroklimata angepasst sind, sind damit Hybrid-Saatgut überlegen. Beispielsweise gibt es Reissorten, welche Überschwemmungen aushalten können, aber einen geringeren Ertrag haben als Hybrid-Sorten. Dafür fällt bei Hybrid-Sorten bei Überschwemmung die Ernte komplett aus. Hybrid-Sorten benötigen zudem höhere Mengen an Pestiziden, um nicht von Krankheiten dahingerafft zu werden.

Samentüten
Samenfeste Gemüsesorten – perfekt um leckeres Gemüse zu ernten und  selbst Samen zu vermehren.

Durch die verringerte genetische Vielfalt von Hybrid-Saatgut kommt es nicht nur zu Verlust von Stressresistenzen, sonder auch sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe gehen verloren. Diese sekundären Pflanzeninhaltsstoffe sind noch vielfach unerforscht, sie scheinen jedoch zahlreiche positive Wirkungen auf den menschlichen Körper zu haben. Diese Abnahme zeigen aber nicht nur Hybrid-Pflanzen, sonder viele moderne Züchtungen. Heutige Auswahlkriterien bei der Pflanzenzucht sind Lagerfähigkeit, makelloses Aussehen und Transportfähigkeit. Geschmack und Inhaltsstoffe sind zweitrangig. Das beste Beispiel hierfür ist wohl die Tomate – schön zum Anschauen, aber der Geschmack blieb auf der Strecke.

Hybrid-Saatgut verspricht häufig höhere Resistenzen gegen Krankheiten z.B. gegen Mehltau. Bei Zucchini oder Gurken ist eine erhöhte Mehltau-Resistenz durchaus wünschenswert. Aber ein Mehltau-Resistenter Spinat macht mich schon etwas stutzig, da mir im eigenen Garten aber auch bei Oma, Opa oder Mama noch nie Spinat untergekommen wäre, der mit Mehltau befallen war. Aber vielleicht hat jemand von euch damit bereits Erfahrung gehabt?!

Hybrid-Saatgut ist nicht nur teurer als herkömmliches Saatgut, da die Produktion aufwendiger ist, sondern schlägt auch mit höheren Kosten für Düngung und Pestiziden zu Buche. Letztere vor allem bei Anbau im größeren Stil. Aus diesen Gründen wurde Hybrid-Saatgut vor allem für Kleinbauern in ärmeren Ländern zu einer Schuldenfalle.

„ Die Hybrid-Erdbeere

Aber nun zurück zu der besagten Hybrid-Erdbeerpflanze. Im letzten Frühjahr wurden 3 Erdbeerpflanzen gekauft, darunter eine rosa blühende Hybrid-Erdbeere. Da man Erdbeeren ja sehr einfach über die oberirdischen Ausläufer vermehren kann, dachte ich mir nicht viel dabei. Zusammen mit weiteren 7 Pflanzen, die bereits im Garten waren, wurden alle Erdbeeren in Mischkultur mit Zwiebeln gepflanzt. Alle begannen prächtig zu blühen und im Juni konnten erste Erdbeeren geerntet werden. Die Pflanzen begannen auch massig Ausläufer zu bilden – mit Ausnahme dieser Hybrid-Sorte. Und das blieb auch so bis zum Herbst. Während die Erdbeeren fast zum Unkraut wurden, geschah bei der Hybrid-Erdbeere nichts. Und im Oktober ist dieses (Mist)Ding im Anschluss auch noch abgefault, die einzige von den ursprünglichen 10 Pflanzen plus unzähliger Ableger. Im Tiroler Gartl wurden auch noch andere Hybridsamen verwendet, wie Karotten, Spinat oder Zucchini. Mit diesen Samen wurden durchaus positive Erfahrungen gemacht, die Ernte war sehr groß.

„ Die Alternativen

Vielleicht hatte ich einfach nur Pech mit dieser einen Erdbeerpflanze. Trotzdem hat sie mich zum Nachdenken angeregt und dadurch bin ich zum Entschluss gekommen ab jetzt kein Hybrid-Saatgut mehr zu kaufen. Lediglich die Restbestände von letztem Jahr werden noch aufgebraucht. Das Saatgut hat sicherlich einige Vorteile, wie größere Erträge. Doch möchte ich vielfältiges, resistentes Saatgut, das ich auch selbst vermehren kann. Zudem gibt es ökologische Methoden um Erträge zu steigern. Reis im Nassreisanbau kann beispielsweise in Kombination mit Fischen kultiviert werden, was bis zu 15 % höhere Erträge bringt plus Fisch. Mais kann in Mischkultur mit Bohnen und Kürbis angepflanzt werden, um Erträge zu steigern (hier zum Artikel dieser Mischkultur). Solche Anbaumethoden eignen sich vor allem im Kleinen und sind somit für den eigenen Garten bestens geeignet.

Genetisch vielfältige Nahrungspflanzen sind nicht nur wichtig um neuen Krankheiten, Schädlingen oder veränderten Klimabedingungen wirksam entgegen treten zu können sondern können durch die größere Menge an sekundären Inhaltsstoffen auch die eigene Gesundheit fördern.

p.s. Die ersten Samen für das Tiroler Gartl wurden bei der Firma Reinsaat gekauft. Biosamen in Demeter-Qualität aus Österreich.

2 Kommentare

  1. Erwin Seidemann Reply

    Danke für den sicher sehr interessanten Beitrag, der zu einem großen Teil richtig ist!
    Viel wird versprochen, nicht immer tritt alles ein.
    Eines kann ich aber dennoch sagen. Ich bin kein Verfechter von Hybriden, es kommt auf die gesunde Mischung an und Vieles hängt vom richtigen Standort, der richtigen Ernährung ab, frei nach dem chinesischen Sprichwort: was immer der Vater einer Krankheit war, die Mutter war eine schlechte Ernährung!
    Krankheiten lassen sich durch richtige organische Ernährung nahezu gänzlich ausschalten, Stressfaktoren sind meist nicht die Hybridsorte, sondern der falsche Standort und die falsche Mischung der Kultur, da kann man bei euch und anderswo viel lernen!
    Es ist nur so, dass beispielsweise eine Hybridtomate nicht unbedingt resistenter ist, umgekehrt kann aber auch eine Samenechte nicht gut tun, wenn der Standort schlecht ist.
    Wir verwenden seit Jahren keine Pestizide mehr in der Gärtnerei,, auch keine mineralischen Dünger. Man KANN Dinge steuern, nicht alle, aber viele. Man muss sich nur die Werkzeuge sinnvoll zu Nutze machen!
    Ich kann euch inhaltlich, wie gesagt zustimmen, aber eben nicht bedingungslos!
    Auf jeden Fall danke für die guten Beiträge!

    • Danke für das tolle Feedback. Natürlich hängt bei der Pflanzengesundheit viel von der richtigen Düngung und Standort ab. Ich wollte den Artikel nur nicht zu lang machen und mich nur auf das Thema Hybridsaatgut konzentrieren. Vlt gib es auch dazu mal einen Blogbeitrag. Lg das Tiroler Gartl

Antwort an Matthias Karadar Antwort abbrechen